Teil 3 Wissen und Wissensmanagement
Von Wissen, Unwissen und der Wahrheit
Wissen setzt Wissen, aber auch Unwissen voraus. Aber ist Wissen dann auch automatisch die Wahrheit? Spannende Themen, die wie wir heute in unserer Blogreihe zum Thema Wissensmanagement genauer betrachten wollen.
„Knowledge is information integrated in already existing knowledge“*
Alle Informationen die unser Wissen ausmachen, sind auch mit anderem Wissen verknüpft und bildet den Kontext für weitere Erkenntnisse. Die Anwendung von Wissen führt dann wieder zu neuem Wissen. Das hilft uns auch dabei, erlangtes Wissen auf die verschiedensten Situationen und Anwendungen zu übertragen. Uns ist es dadurch möglich, Dinge, Methoden oder praktische Systeme auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, mögliche Fehler oder Störungen zu ermitteln und identifizieren, um schlussendlich passende Lösungen dafür zu entwickeln.
Wenn wir das Ganze einmal aus einer anderen Perspektive betrachten, kommen wir bei der Frage „Was ist Wissen eigentlich?“ nicht drum herum, auch über Unwissen zu sprechen. Schon im 17. Jahrhundert beschrieb der Philosoph Blaise Pascal das Wissen als eine große Kugel in einem Meer von Unwissenheit. Immer wenn neues Wissen dazu kommt, wächst die Kugel, aber auch das Unwissen. Es gibt also kein Wissen ohne Unwissen – oder besser Nicht-Wissen. Nur wenn jemand weiß, was er nicht weiß, kann dort ansetzten. Anders formuliert: Nur wer seine Wissenslücken kennt und das Nicht-Wissen identifiziert, hat eine Chance darauf sich und sein Wissen weiterzuentwickeln. Über Nicht-Wissen zur verfügen kann so für Unternehmen auch eine strategische Bedeutung bekommen und bildet dabei die Grundlage für die Formulierung neuer Hypothesen und Forschungsfragen, die Aufstellung alternativer Theorien und/oder das Abstecken weitere Unternehmensziele.
Ist Wissen die Wahrheit?
In der Philosophie ist die Suche nach der Definition von Wissen immer eng mit der Suche nach der Wahrheit verknüpft. Anders als Überzeugung, Glauben und Meinung, wird Wissen im Allgemeinen als die Vernetzung von Informationen beschrieben. Informationen sind eine Ansammlung an in Kontext gesetzte Daten, die Fakten und Tatsachen wiedergeben. Regeln und Theorien können das Ganze zusätzlich ergänzen. Die Philosophie Professoren Walther Zimmerli und Christopher Hubig bezeichneten Wissen einst als „eine Information einer höheren Reflexionsstufe“ bzw. als eine Stufe „der Adelung von Information“. Kurz: Wer über etwas Bescheid weiß, ist informiert; wer das Wissen hat, kann auch Informationen weitergeben.
Aber nicht alles, was als Wissen gilt, ist auch tatsächlich Wissen. Falsche Aussagen können zu vermeintlichem Wissen werden – möglicherweise das größte Problem unserer heutigen Online-Gesellschaft. Egal ob Wissenschaft, Nachrichten, Foren oder Soziale Medien – Jeder hat etwas zu sagen und jeder kann etwas sagen. Mit einem nahezu unbegrenzten Zugang zum World Wide Web können wir daher Informationen verbreiten, recherchieren und lesen. Eine enorme Informationsflut von der wir tagtäglich geradezu überrollt werden – und das vollkommen ungefiltert. Doch am Ende stehen die Nutzer vor den Monitoren oder dem Smartphone mit ihrer Entscheidung, welche Informationen und Inhalte sie selbst als Wissen definieren und für sich als wahr empfinden, allein da.
Herausforderungen in einem Unternehmen
Gerade im digitalen Zeitalter ist es leicht alles zu speichern. So sammeln sich schnell riesige Datenmengen an und Unternehmen müssen sich mit dem Thema „Big Data“ auseinandersetzten. Aber sind sie als Information dann überhaupt brauchbar?
Um als Mitarbeiter:in aus einer Masse an Informationen das passende zu finden, kann einer endlosen Schatzsuche gleichen. Manchmal erscheint es dann sogar leichter, gar nicht erst danach zu suchen, als sich noch mal hunderten von Inhalten anzunehmen und zu lesen. Es ist klar, dass jede:r Mitarbeiter:in in einem Unternehmen Information bereitstellen und austauschen können sollte. Um den Arbeitsaufwand aber gering zu halten muss es möglich sein, die Wertigkeit und Brauchbarkeit der Informationen auch zu bewerten. Durch ein Feedback-System können unnötige Informationen erkannt und aussortiert werden, um bei der Suche nach passenden Inhalten möglichst effizient zu bleiben.
Was leider die wenigsten Mitarbeiter:innen mit ihrem Unternehmen teilen möchte, sind Misserfolge. Dennoch können diese genauso hilfreich sein, wie das direkte Wissen. Verbucht unter „Lessons-Learned“ können diese Informationen neu arrangiert und in Kombination mit anderem Wissen genutzt werden, um Fehler zu vermeiden, Verhältnisse zu hinterfragen und Situationen zu meistern.
Die größte Herausforderung für ein Unternehmen ist es also nicht nur an das Wissen aus den Köpfen der Mitarbeiter:innen ranzukommen, sondern vor allem auch zu identifizieren, was ist wertvolles Wissen, das dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern:innen von Nutzen sein kann.
* Kornwachs, K. und Jacoby, K. (Hg.) (1996): Information – New Questions to a Multidisciplinary Concept. Berlin.